13.-15.05.2012: New Orleans

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In New Orleans fanden wir auf der anderen Seite des Mississippis am Algiers Point den idealen Stellplatz für ein paar Nächte. Direkt hinter dem Deich und gleich neben dem Fährgebäude standen wir auf einer großen Rasenfläche für 10US$ pro Wochenendtag und 5US$ pro Wochentag (ab 7 Uhr morgens, 24h). Außer einem Dixie-Klo und tagsüber einem Parkplatzwächter gibt es dort nichts, aber dafür konnten wir alle halbe Stunde mit der kostenlosen Fähre rüber zur Canal Street. Von dort aus waren es keine 10 Minuten zu Fuß am Mississippi entlang bis zum French Quarter. Ein genialer Platz!

Wir kamen am Sonntag gegen 16 Uhr beim Algiers Point an, bezahlten unsere Parkgebühr und nahmen dann gleich die nächste Fähre rüber. Das Wetter was sonnig und die Atmosphäre im French Quarter sommerlich entspannt. Überall Straßenartisten, die auf unterschiedlichste Art und Weise versuchten Geld zu verdienen. An jeder Ecke war was los und wir genossen den Bummel in vollen Zügen. Was für ein wundervoller Kontrast zu unserem ersten New Orleans Besuch. 2004 war es über Weihnachten eiskalt und es hat damals geschneit und geregnet!


Bourbon Street.

Eine Frau aus New Orleans erzählte uns, dass das French Quarter zum Glück wenig Schaden durch den Hurrikan Katrina genommen hat. Diese Touristenattraktion ist lebenswichtig für die Stadt, bringt sie doch Millionen von Touristen jedes Jahr hierher. Alleine zum Fasching während der Mardi Gras Parade strömen Hunderttausende ins French Quarter. Die Frau selbst war während Katrina über die Stadt zog zu Freunden nach Shreveport evakuiert. Ihr Haus lag in einem der Stadtteile, der nicht durch Überflutung zerstört wurde, dennoch konnte sie erst 4 Monates später in ihr Haus zurückkehren, da die Trinkwasserlage in New Orleans bedenklich war, Seuchen befürchtet wurden, die öffentlichen Verkehrssysteme kaum funktionierten und die Lebensmittelversorgung unsicher war.

Das Ganze ist jetzt sieben Jahre her, aber sie machte sich Sorgen, dass eine ähnliche Katastrophe erneut New Orleans zerstören könnte. Die wiederaufgebauten und zum Teil neuen Deiche und Kanalwände sollen immer noch nicht hoch genug für einen Hurrikan á la Karina sein. Da der gerade vergangene Winter extrem warm war und die Wassertemperaturen im Golf von Mexiko schon jetzt deutlich wärmer waren als normal, befürchteten die Meteorologe für diesen Sommer eine schwere Hurrikansaison. Wir hatten auf unserer Fahrt entlang der Golfküste gesehen, das überall die Straßenränder aufgerissen und mit großen Steinbrocken gefüllt wurden, um möglichen Überschwemmungen entgegen zu wirken.

Hier noch einmal eine Zusammenfassung über Katrina als Erinnerung:

Hurrikan Katrina gilt als eine der verheerendsten Naturkatastrophen in der Geschichte der Vereinigten Staaten. Der Hurrikan richtete Ende August 2005 in den südöstlichen Teilen der USA, insbesondere an der dortigen Golfküste, enorme Schäden an und erreichte zeitweise die Stufe 5. Zu den betroffenen Bundesstaaten gehörten Florida, Louisiana (besonders der Großraum New Orleans), Mississippi, Alabama und Georgia.

Der Orkan bildete sich am 23. August 2005 über den Bahamas und überquerte Florida zunächst als gemäßigter Hurrikan der Kategorie 1, bevor er im Golf von Mexiko rasant an Stärke gewann und zu einem der heftigsten Wirbelstürme wurde, die dort jemals verzeichnet wurden. Am 28. August 2005 erreichte er um ein Uhr nachmittags seine maximale Stärke (Hurrikan Stufe 5). Katrina war zu diesem Zeitpunkt mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 280 km/h, Sturmböen von bis zu 344 km/h und einem Luftdruck von bis zu 902 mbar einer der schwersten gemessenen Stürme im Golf von Mexiko, wurde aber nur wenige Wochen später von Hurrikan Rita übertroffen. Als er das Land erreichte und die Überflutung von New Orleans auslöste, hatte Katrina allerdings schon wieder bedeutend an Energie verloren und war so bereits in die Kategorie 3 abgestuft worden.

Etwa 1,3 Millionen Menschen verließen nach entsprechenden Aufrufen der lokalen Behörden das Gebiet rund um New Orleans und flüchteten bis nach Texas. In den frühen Morgenstunden des 29. August 2005 (Montag), kurz nachdem er auf die Stufe 3 zurückgestuft wurde, traf er bei Buras-Triumph in Louisiana auf die Südküste der USA. Beim Auftreffen auf das Festland verringerte sich die Windgeschwindigkeit auf 200 km/h.

Obgleich die Deiche (Levees) des Mississippi River bei New Orleans hielten, durchbrachen die aufgepeitschten Flutwellen die kleineren Wände zweier Kanäle auf einer Länge von 150 m. Ab diesem Zeitpunkt floss unkontrolliert Brackwasser aus dem See Pontchartrain in die Stadt New Orleans. Da sich New Orleans zwischen dem Lake Pontchartrain und dem Mississippi sowie unterhalb von deren Wasserspiegel befindet, standen nach dem Bruch der Dämme bis zu 80 Prozent des Stadtgebietes bis zu 7,60 Meter tief unter Wasser.

Durch den Sturm und seine Folgen kamen 1.836 Menschen ums Leben, davon alleine über 1.000 im Lower 9th Ward, dem meist betroffensten Stadtteil von New Orleans. Der Sachschaden belief sich auf etwa 84 Milliarden US-Dollar. Detaillierte Informationen findet man unter:
http://de.wikipedia.org/w/Hurricane_Katrina.

Mit der Straßenbahn und dem Bus sind wir zum Lower 9th Ward gefahren. Dieser Stadtteil liegt nur zwei Meilen westlich vom French Quarter direkt an einem Kanal, der den Mississippi River mit dem Lake Pontchartrain verbindet. Im ursprünglichen Sumpfgebiet siedelten sich im 19. Jahrhundert vorwiegend Farbige, arme Einwanderer und freie Sklaven an. Nach dem zweiten Weltkrieg wurden hier Häuser für Soldaten mit Afrikanisch-Amerikanischer Abstammung gebaut. Fats Domino wurde 1928 im Lower 9th Ward geboren und hatte lebenslang ein Haus hier. Viele der Bewohner des Lower 9th Ward konnten sich aus finanziellen Gründen oder wollten sich aus Angst vorm Verlust ihrer Habe nicht evakuieren lassen, als Katrina auf New Orleans zuraste. Die Mauer des angrenzenden Kanals brach (siehe Fotos oben), 4.000 Häuser wurden in diesem Stadtteil alleine überflutet und über 1000 Bewohner starben hier.

Lange Zeit gab es keine Bestrebungen diesen Stadtteil für seine Bewohner wieder aufzubauen. Die Leute selbst waren zu arm, um ihre Häuser abzureißen und neue zu bauen. Zwei Jahre nach Katrina besuchte Brad Pitt den Lower 9th Ward und war geschockt, dass niemand den Menschen dort helfen wollte. Er gründete die "Make It Right"-Initiative (www.makeitright.org) und sorgte mit Hilfe von Sponsoren und ehrenamtlich arbeitenden Architekten dafür, dass neue Häuser (extrem ökologisch und ökonomisch) gebaut wurden und einige der Bewohner ins Lower 9th Ward zurückkehren konnten. Die ersten sechs Häuser wurden im August 2008 fertig.

Wir haben uns das Projekt vor Ort angeschaut und waren begeistert von der Bauweise der Häuser. Ein Projekt, dass man weltweit umsetzen sollte, um Energiearme, robuste und attraktive Häuser aus umweltfreundlichen und ungiftigen Materialien zu bauen. Geschockt waren wir jedoch von den vielen Häusern, die immer noch leer im Lower 9th Ward standen, die meisten davon nur noch reif für den Abriss. Man sagt, dass ca. ein Viertel der ehemaligen Bevölkerung von New Orleans nach Katrina nicht zurückgekehrt ist.

Wir fuhren mit dem Bus durch die angrenzenden Stadtteile und auch in die reicheren Gegenden am Lake Pontchartrain und sahen auch sieben Jahre nach dieser schrecklichen Katastrophe immer noch leerstehende Häuser mit den Markierungen der Katrina-Rettungsmannschaften.

Im Louisiana State Museum informierten wir uns einen Tag später dann noch einmal ausführlich über Hurrikan Katrina. Die hiesige Katrina Ausstellung ist ergreifend und sehr gut gemacht. Videos und Audios lassen einem die Nackenhaare hochstehen. Unglaublich wie stümperhaft die Behörden vor, während und nach Katrina gearbeitet haben.

Wir waren drei Stunden in der Ausstellung und anschließend nicht nur schockiert sondern auch halb erfroren. Ob mit Absicht oder auch nicht ... die Klimaanlage war im Museum auf Sturm gestellt und wir schlotterten mit den Zähnen. Ein heißer Kaffee musste her und wir bekamen im Café Beignets einen kostenlosen Milchkaffee zu unseren heißen Beignets. Beignets sind eine Tradition in New Orleans, aber lange nicht so lecker, wie das Schmalzgebäck auf dem Hamburger Dom. Etwas zu fettig für unseren Geschmack und wie man im nächsten Video sieht ... der Puderzucker ist überall, nur nicht im Mund!


Beignets.