30.11.2012-02.05.2013: San Carlos - Teacapan - Álamos - San Carlos

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Mexiko bedeutete für uns dieses Jahr mal richtig Urlaub machen! Ja, auch wir brauchen mal Urlaub. Es fing schon mal gut an mit 12 ganz entspannten Tagen direkt am Strand von San Carlos. Solarzelle und Liege raus und einfach nur die Sonne genießen! Herrlich! Nebenbei haben wir mal wieder an unseren Webseiten (Helens Afrikatour und Mittelamerika) gearbeitet.

Dann sind wir in wenigen Tagen direkt nach Mazatlan gefahren. Helen flog zu Weihnachten zu ihrer Familie nach England, während Kirsten die 14 Tage ganz alleine auf unserem Lieblings-Campingplatz in Teacapan stand. Von Jahr zu Jahr werden es weniger Camper hier. Traurig! Kirsten feierte Weihnachten mit den Campern vom Nachbarsplatz Las Lupitas - auch diese Runde war dieses Mal deutlich kleiner als sonst. Jeder brachte was mit und es war ein extrem lustiger Abend mit einigen Gesellschaftsspielen.

Anfang Januar holte Kirsten Helen dann wieder vom Flughafen in Mazatlan ab und wurde dafür reichlich mit leckerer Weihnachtsschokolade von Aldi und Lidl belohnt. Aber zwischen drin gab es auch mal was für die Gesundheit. Da Helmut und Agnes dieses Jahr in Australien waren und Kirsten nicht mit den beiden Angeln gehen konnte, kaufte sie den frischen Fisch direkt vom Boot. Die Fischer legten jeden Tag nur wenige Meter vom Winnie entfernt am Strand an und brachten leckeren Dorado - ein Fisch ohne Schuppen mit sehr lockerem und leckeren weißen Fleisch. Kirsten kaufte sich im Dorf für nur 3 Euro ein super scharfes Filetiermesser und machte sich an die Arbeit. Anschließend wurden die Pelikane und Fregattenvögel mit den Überresten gefüttert.


Kirsten filetiert einen Dorado und füttert anschließend die Pelikane.

Wir blieben 2,5 Monate in Teacapan, überwiegend alleine auf dem Campingplatz. Brian und Lily schauten auf ihrem Weg nach Süden und später auf dem Weg wieder nach Norden mal für ein paar entspannte Tage vorbei. Während Kirsten gerade mit Brian schnackte, kam eine junge Tschechin mit Schmerzverzerrten Gesicht auf uns zugehumpelt. Scharka war auf einer 4-Wöchigen Reise durch Mexiko und per Anhalter für eine Nacht nach Teacapan gekommen. Ohne Zelt, nur mit Rucksack und einer kleinen Decke. Sie war Baden gegangen - ohne Schuhe - und auf einen Stachelrochen getreten. Der Stachel traf sie mitten auf dem Fußknöchel und es blutete ziemlich doll. Wir kochten schnell heißes Wasser und wuschen die Wunde aus. Anschließen verarztete Kirsten diese mit einer desinfizierenden Jodsalbe und Brian steuerte einen sauberen Verband aus seiner Erste-Hilfe-Box bei. Da es nachts extrem neblig und feucht am Strand wurde, offerierten Brian und Lily Scharka einen geschützten Schlafplatz auf ihrer Couch im Wohnmobil. Nach dem Schock ging es ihr dann gleich viel besser und wir bekamen eine Woche später von ihr eine Mail aus Mexico City, dass die Stachelrochenwunde gut verheilt war und es zu keiner Entzündung gekommen ist.

Anfang Februar bekamen wir Besuch von Phyllis und Russ. Die beiden waren dieses Mal ohne Wohnmobil unterwegs und waren auf dem Weg zu ihrem Timeshare-Hotel in Puerto Vallarta. Wir backten einen Pecan Pie und gingen dann abends mit den beiden im Dorf essen. Es war Karnevalszeit und an diesem Abend wurde ein Erntekorb an der Promenade verbrannt, um eine gute Ernte herbeizuschwören. Eine alte Tradition in Teacapan.

Auf dem Rückweg von einem unserer Strandspaziergänge entdeckten wir auf dem Nachbars-Campingplatz ein Schweizer Wohnmobil, dass Kirsten gleich bekannt vorkam. Aber es war keiner Zuhause. Eine halbe Stunde später standen dann aber ganz überraschen Claude und Erica neben Winnie. Wir hatten die beiden vor gut einem Jahr in Antigua kennen gelernt. Wie klein die Welt doch ist! Ohne es voneinander zu wissen, treffen wir uns doch tatsächlich in dem kleinen Fischerdort von Teacapan wieder. Ach, wie nett! Leider hatten sich die beiden beim Karneval in Mazatlan eine Grippe geholt und lagen ein paar Tage lang richtig flach. Einen schöneren Platz zum Gesundwerden kann man kaum finden!

Außer ein paar sehr schönen Sonnenuntergängen und einem toten Blauwal (ca. 12 Meter lang) am Strand gab es wenig zu fotografieren. Das war für Kirsten eigentlich auch mal ganz entspannend.


Gestrandeter Blauwahl in Teacapan.

Sie nutzte die viele freie Zeit, um am Computer mal so das ein oder andere abzuarbeiten, das in den letzten 10 Jahren wegen Zeitmangel nicht erledigt werden konnte - Videos, Panoramas und sämtliche Festplatten wurden mal ausgemistet. Viel am Strand gelaufen sind wir dieses Jahr auch nicht. Irgendwie waren wir richtig faul und das machte sich besonderes bei Kirsten auf den Hüften doch sichtbar. 11 Pfund Schokolade aus England hinterließen ihre Spuren!

Kurz vor unserer Abreise aus Teacapan bekamen wir dann die Putzwut (kommt bei uns sehr selten vor!!!). Wir nahmen unsere Toilette raus und kratzten Stundenlang den seit 4 Jahren angelagerten Kalk und was sonst nicht noch alles runter. Noch schlimmer war die Abzugsdunsthaube über unserem Herd. Mit normalen Spülmittel und heißem Wasser war der dicken Fettschicht nicht beizukommen und so versuchten wir es mit einem Ofenspray. Das funktionierte so gut, dass es gleich ganz aggressiv die Farbe und den Aluminiumfilter wegfraß und wir suchten im Dorf nach Ersatz. Über mehrere Anfragen lernten wir den Onkel von unserem Campingplatzmanager Enrique kennen. Señor Zenon ist im Dorf nicht nur der Elektrofachmann für alle möglichen Haushaltsgeräte, er ist auch Professor an der Technischen Schule.

Er nahm uns dort mit hin und fand in seinem Lagerraum einen Ersatzfilter (kostenlos!) für uns. Er erklärte uns, dass diese Technische Schule eine von wenigen im Staate Sonora ist, an der Weisen- und Halbweisenkinder eine Ausbildung als Elektriker, Musiker, Agrarfachmann und Fischer machen können. Die Jungs und Mädels (zwischen 14 und 17) bekommen hier eine vom Staat finanzierte 3-jährige Ausbildung sowie freie Unterkunft und Essen. Ein tolles Projekt, dass die Kinder nicht nur vom Drogenkonsum weghält, sondern ihnen auch eine echte Zukunft bietet. Wir waren begeistert und lernten dann gleich auch noch den Direktor dieser Schule kennen, der uns wiederum gleich zu einer Musikveranstaltung am nächsten Freitag einlud. Ja, das ist Mexiko! Jeder kennt jeden und man ist sehr stolz auf das, was man tut und wenn dann zwei Ischen aus Europa Interesse zeigen und auch noch relativ gut Spanisch sprechen, dann ist man gleich mittendrin im lokalen Geschehen. Die Mexikaner sind ein wirklich super nettes Volk und wir fühlen uns hier immer sehr gut aufgehoben. Schade, dass es in den Weltnachrichten immer nur um die schlechten Meldungen aus Mexiko geht. Es gibt so viel Schönes hier!


Tec School Music Festival.

Nachdem wir erfolgreich die Abzugsdunsthaube wieder gestrichen und mit einem Filter versehen hatten, verließen wir Mitte März etwas traurig unser geliebtes Teacapan, denn vermutlich war es das letzte Mal, dass wir hier waren. Unsere Pläne fürs nächste Jahr waren eigentlich eine Verschiffung von Winnie nach Südamerika, aber dazu später noch was.

Auf der Libre nahe Culiacan hupten dann wie wild ein großes Wohnmobil neben uns. Edi und Jo fuhren unerwartet an uns vorbei. Der Hammer! Sie waren aus Lo De Marcos gen Norden unterwegs und wir hatten gar nicht mit ihnen gerechnet und dann trifft man sich mitten im Nirgendwo. Die Welt ist manchmal wirklich klein! Wir fuhren im nächsten Dorf beide rechts ran und schnackten eine Stunde miteinander.

Kurz vor Navojoa wurde es dunkel und wir übernachteten mal wieder an einer Pemex Tankstelle. Vor uns parkte ein kleiner Pickup - voll beladen mit Bilderrahmen und Decken. Fünf Männer stiegen aus und bauten sich ihr Bettenlager direkt vor Winnie auf dem Boden auf. Neugierig ging Kirsten raus und schnackte eine Runde mit ihnen. Sie kamen aus Puebla (liegt einige Tausend Kilometer von Navojoa entfernt) und fahren 6 Monate lang von einem Wochenmarkt zum nächsten, um ihre Waren an den Mann oder die Frau zu bringen. Das Geld reicht kaum zum Überleben. Manchmal bekommen sie Essen, aber ein Hotelzimmer können sie sich nicht leisten. Ergo schlafen sie auf Pappkartons auf dem harten Boden einer Tankstelle (die ist nachts bewacht), jeder nur in seine Klamotten und eine Decke oder Schlafsack gehüllt. Der älteste von ihnen war 57, der jüngste sein 20-jähriger Sohn. Frau und jüngere Kinder sehen sie das ganze Jahr über kaum. Was für ein hartes Leben! Dagegen ist Winnie ein echtes Luxushotel!

Unser Wiedersehen mit Álamos (unserem 2ten Lieblingsort in Mexiko) war wie immer schön. Wir kamen spät dort an und parkten die erste Nacht auf dem Grundstück von unseren Freunden Andrew und Rosemary. Am nächsten morgen ging es rüber zum Rancho Acosta Campingplatz, auf dem wir dann 5 Wochen blieben. Mike und Joan, sowie Debbie und Dewie sahen wir noch für diesen Abend, aber sie reisten am nächsten Tag ab und erneut standen wir ganz alleine auf dem Campingplatz. Milli und Dick kamen noch für ein Woche vorbei, aber auch im angrenzenden Hotel gab es kaum Gäste.

Helen, Andrew und Annabelle trafen sich einen Nachmittag zum musizieren. Da Helen ihre Geige ja eingetauscht hatte, begleitete sie die beiden so gut es ging (sie ist ja noch Anfängerin) auf der Querflöte. Das hörte sich schon richtig gut an, wie das folgende Video zeigt.


Andrew, Helen und Annabelle musizieren mit viel Spaß.

Am 10. April feierten Helen und Rosemary dann erneut ihren Geburtstag zusammen. Helen wurde 51, Rosemary 73 (?). Wir fuhren für den Tag mit Freunden von Andrew und Rosemary an den Strand von Huatabampito und aßen in einem Restaurant dort lecker zu Mittag. Morgens war noch Null Wind am Strand und die vielen Mücken freuten sich über ein leckeres Frühstück. Wir konnten gar nicht schnell genug das Mückenspray auftragen. Lästig und sehr juckend! Dennoch war es ein wirklich netter Tag!

Wir hatten WiFi im Winnie und Kirsten nutzte die Zeit, um kostenlose eBücher runter zu laden. Wir hatten von einem Kanadier in Teacapan den Tipp bekommen, doch ein eBook Reader für Südamerika zu kaufen. Darauf kann man Tonnenweise Bücher laden und muss sich über mögliche Tauschaktionen mit anderen Reisenden, was Taschenbücher und Hartbände angeht, keine Gedanken mehr machen. Obwohl wir uns erst in den USA so einen eBook Reader zulegen werden, wurde schon mal fleißig runter geladen. Kirsten gab ihre Tipps auch gleich an andere weiter und wurde schnell zur Fachfrau in diesem Thema.

Das Internet war auch mit unserem WiFi-Booster schnell genug im Winnie, dass wir abends aktuelle Kinofilme im Livestreaming sehen konnten. Helen nutzte das Internet zur Planung ihrer Wanderung nach Santiago de Compostella im kommenden Sommer. Ursprünglich waren nur die üblichen 800km angedacht, aber dann erzählte Milli von ihrer Pilgertour und schwupps kam das dazu gehörende Buch raus und da sah Helen auf einer Karte, dass der sogenannte Jakobsweg ja auch in Rom, Paris oder in Genf gestartet werden kann. Und so wurden aus 800km mal eben schnell 2000km. Die letztjährige Besteigung des Mt. Kilimanjaro musste ja noch mal getoppt werden!

Kirsten kramte das Hörbuch von Hape Kerkeling (Ich bin dann mal weg!) raus und wir hörten jeden Abend ein Stunde rein. Zum Totlachen! Eine super schöne wahre Geschichte und einfach herrlich direkt und ohne Schnörkel von Hape erzählt. Kirsten kullerten das ein oder andere Mal die Tränen vor Lachen oder Rührung. Helen wurde ganz hippelig und wäre am liebsten schon gleich in den nächsten Flieger gestiegen, um die Wanderung zu machen.

Ende April verbrachten wir dann noch einmal drei schöne Tage hinter den Dünen von San Carlos und Kirsten ging für Helen sogar Muscheln sammeln, denn das Wahrzeichen eines echten Santiago-Pilgers ist eine Muschel um den Hals und eine am Rucksack.

Sollte das wirklich für uns das letzte Mal in unserem geliebten Mexiko gewesen sein??? Schnief! Na ja, wir werden sehen ...