27.05.-23.06.2013: Oregon Küste: Seal Rock - Boiler Bay - Road's End Beach - Cape Kiwanda - Portland - Vancouver

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Die Oregonküste empfing uns dieses Mal mit viel Regen. Wir waren vor zwei Jahren schon einmal hier und haben damals über einen Monat lang buchstäblich jede Meile dieser wunderschönen und interessanten Küstenlandschaft erkundet. Dieses Mal hatten wir leider nicht so viel Zeit und deshalb haben wir uns nur auf unsere Lieblingsorte von damals konzentriert. Trotz des Regen erwischten wir eine optimale Zeit, denn es war Vollmond und da sind die Minusebben an den Gezeitenbecken besonders niedrig und erlauben das Stundenlange Erforschen der spannenden Wasserlöcher.

Beim Seal Rock nahe Newport entdeckten wir deutlich weniger Seesterne als noch vor zwei Jahren. Die Steine waren mit Seetang bedeckt und man musste höllisch aufpassen auf den glitschigen Tang nicht einen Abflug zu machen. Kirsten machte dennoch ein paar schöne Fotos von Seeanemonen mit unserer Unterwasserkamera. Die hatten wir vor zwei Jahren noch nicht.

Ein paar Mädels, die für die Meeresforschung in Oregon zuständig sind, gaben uns den Tipp zur Boiler Bay nördlich von Depot Bay zu fahren. Angeblich soll man da viele Sunflower Seesterne (das sind die Räuber-Seesterne mit den 19 Armen) sehen können. Um dort hinzu kommen, musste man allerdings das sehr steile Sandkliff runter und der Dauerregen in den letzten Tagen hatte den Pfad extrem rutschig gemacht. Helen wollte sich vor ihrer langen Wanderung in Europa nicht unbedingt den Fußknöchel brechen und so ist Kirsten alleine runter gestiegen. Von den Sunflower Seesternen war nichts zu sehen, dafür gab es umso mehr Lila-farbende und Rote Seeigel.

Wir bekamen von einer anderen Frau den Tipp nördlich von Lincoln City zum Road's End State Park zu gehen. Hier fanden wir neben sehr interessanten Gezeitenbecken auch ein paar spukige Höhlen.

Kirsten gönnte sich mal was und kaufte gleich zwei paar Reebok Joggingschuhe im Tanger Outlet von Lincoln City. Eines in Knall Orange mit weißer Sohle, das andere in Schwarz mit Orangefarbener Sohle. Super bequem und für umgerechnet 35€ pro Paar ein echtes Schnäppchen.

Es ging weiter zu den Gezeitenbecken am Cape Kiwanda. Einfach toll, was man da jedes Mal entdecken kann. Obendrein hatten wir Glück. Am 1. Juni waren sämtliche Oregon State Park Campingplätze kostenlos und wir bekamen beim Cape Lookout den letzten Full-Hookup Platz für eine Nacht. Helen nutzte den Tag, um für ihren Camino zu trainieren und war 4 Stunden wandern, während Kirsten es sich im Winnie gemütlich machte und an ihren Fotos arbeitete.

Unser nächstes Ziel war Portland. Hier gaben uns Phyllis und Russ für eine Woche lang ein Zuhause. Wir waren noch keine 5 Minuten dort, da wurden wir schon ins Auto verfrachtet und Russ lud uns in einem nahe gelegenen Restaurant zu frischen Erdbeeren mit Schlagsahne und Eis ein. Super lecker! Essens-technisch war die ganze Woche ein Traum. Phyllis und wir wechselten uns mit dem Kochen ab. Wir genossen nicht nur die Freiheit in ihrer großen Küche, sondern auch die super leckeren Abendessen. Das war wie bei Muttern zuhause!

Phyllis und Russ waren letzten Winter für 3 Wochen in Indien und wir bestaunten zwei Abende lang ihre bunten Bilder aus einer so ganz anderen Welt. Anschließend schauten wir beide uns an und sagten fast einstimmig: Let's go to India next winter!

Eigentlich wollten wir Winnie ja nach Südamerika verschiffen, aber das kann auch noch ein Jahr lang warten, oder? Wir planen es ja schon seit Jahren und das Verschieben ist schon fast Tradition bei uns. Südamerika, wir kommen ... ganz sicher ... irgendwann!

Na ja, und während Kirsten dann im Internet (wir hatten Ratten-schnelles WiFi auch nachts im Winnie!) nach Indien, Nepal, Tibet, Myanmar und Ostchina surfte (Wenn man da in der Ecke schon mal ist, dann kann man auch gleich die anderen Länder mal mitmachen!), machte Helen ein Probepacken für ihre Wanderung mit der Erkenntnis, dass unser Rucksack viel zu klein ist für diese lange Tour.

Wir druckten Helens Wanderpläne, Topo-Karten, Übernachtungslisten usw. aus und Kirsten war einige Tage damit am Computer beschäftigt. Zwischendurch machten wir mit Phyllis und Russ ein wenig Sightseeing in Portland. Rosengarten, Willamette Wasserfälle, Old Portland und am Sonntag ging es bei strahlendem Sonnenschein rüber zum Vulkan Mount Hood. Dieser war noch Schnee bedeckt und wir schauten uns die alte Timberline Lodge an. Russ hatte hier 1954 als Kofferträger für 31 US Cents die Stunde gearbeitet und u.a. Jimmy Stewart dort kennen gelernt. Die jungen Damen an der Rezeption verliebten sich gleich in Russ und wir bekamen eine Ehrentour durchs Hotel. Russ wollte mal sehen, wie sich die Zimmer in den letzten 60 Jahren verändert hatten. Nicht viel im Outfit (alles sehr rustikal) ... die Preise hingegen schon! Für ein einfaches Doppelzimmer zahlt man hier heute 240 US$ die Nacht. Die Roosevelt Suite kostet schon schlappe 350 US$.

Hier ein Ausschnitt aus Wikipedia zu Timberline Lodge:

Die Timberline Lodge liegt in Höhe von 1830 Metern an der Südflanke des Mount Hood und ist über eine asphaltierte Straße erschlossen. Als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme im Rahmen des New Deal wurde der Bau der Timberline Lodge ab 1935 mit fast 1 Mio. US$ aus Mitteln der Works Progress Administration finanziert. Die Entwürfe für die Lodge stammen von Gilbert Stanley Underwood. Er entwarf das sechseckige Hauptgebäude, von dem zwei dreistöckige, asymmetrische Flügel abgehen, zusammen mit Architekten des U.S. Forest Service im rustikalen, asymmetrischen Stil der Nationalparklodges. Das aus Holz und Natursteinen errichtete Gebäude gilt unter den Objekten der Works Progress Administration als eines der herausragendsten Beispiele der Gebirgsarchitektur. Die Arbeiter für den Bau wurden von der Works Progress Administration gestellt, ein Teil der Arbeiten wie Straßenbau oder Erdaushub wurden von Arbeitern des Civilian Conservation Corps ausgeführt. Die Inneneinrichtung wurde von Margery Hoffman Smith, stellvertretende Direktorin für das Federal Art Projekt in Oregon, entworfen. Sie entwarf die hölzernen Möbel, die Metallbeschläge und Textilien für ein einzigartiges Berghotel. Die Gemälde und Schnitzarbeiten in der Lodge wurden von einigen der damals besten Künstler Oregons ausgeführt. Am 28. September 1937 wurde die Lodge von US-Präsident Franklin D. Roosevelt eingeweiht, der zusammen mit seiner Frau Eleanor nach Oregon gereist war. Die Lodge wurde im Januar 1938 dem Forest Service übergeben und am 4. Februar 1938 für das Publikum geöffnet. Während des Zweiten Weltkriegs war die Lodge geschlossen. Da die Lodge nicht ausreichend gewartet wurde, wurde dem Forest Service 1955 die Bewirtschaftung entzogen und an Richard L. Kohnstamm übertragen. Kohnstamm renovierte die Lodge, richtete ein Skischulprogramm ein und organisierte Veranstaltungen, die die Lodge in Oregon populär werden ließen. 1975 und 1981 wurden Erweiterungsgebäude errichtet. Im Dezember 1977 wurde die Lodge zum National Historic Landmark erklärt. Die Erben von Kohnstamm betreiben die Lodge, die von zwei Millionen Besuchern jährlich besucht wird, noch heute.

Wir verließen Portland und fuhren direkt in Richtung Kanada. Bei Walmart wurden gleich zwei neue Rucksäcke gekauft und Helen entschied sich für den größeren von beiden für ihre Tour. Die Einreise nach Kanada war problemlos und wir verbrachten die nächsten 10 Nächte in North Vancouver bei Brian und Lily.

Unmittelbar neben ihrem Haus gibt es einen wunderschönen Wanderweg den steilen Berg hoch. Ein idealer Trainingspfad für Helen, den wir täglich nutzten, um vor allem den neuen Rucksack richtig einzustellen und bestens zu packen. Helen konnte ihren Abflug kaum noch erwarten und die Füße zuckten wie bei einem Pferd in der Startbox auf der Hamburger Rennbahn.

Brian musste täglich zur Marina fahren. Mit 80 Jahren hatte er noch einen Job angenommen. Zusammen mit seiner ehemaligen Mitarbeiterin Janet strich er den Rumpf eines Segelbootes. Unglücklicherweise stürzte er dabei vom über 1m hohem Gerüst und zog sich eine ganz fiese Prellung auf der Innenseite seines Oberschenkels zu. Janet, deutlich jünger, ging es auch nicht besser. Seit Jahren wartet sie auf eine Rückenoperation. Die beiden kamen jeden Abend total steif nach Hause und konnte sich kaum bewegen. Brian nur mit Krücken, Janet mit vorgebeugtem Oberkörper. Trotz aller Strapazen bekamen sie aber den Job fertig und das Boot sah wirklich super aus. Wir konnten beim Streichen leider nicht helfen, es dauert Jahre bis man die richtige Technik dafür drauf hat. Immerhin konnten wir die beiden aber am Ende doch noch unterstützen und bauten das Gerüst ab.

Janet hatte uns ein paar Rampen mitgebracht, auf die wir Winnie fuhren. Nun konnten wir in aller Ruhe unter dem Motor liegen und das Leck in unserem Kühler ausmachen. Eigentlich müsste ein neuer Kühler her, aber das Loch war nicht allzu groß und da wir im nächsten Jahr Winnie kaum bewegen werden, dichteten wir das Leck erst einmal mit Irontight (eine Art flüssiger Zement, der die leckenden Stellen abdichtet) ab.

Helens Abreise rückte täglich näher und am letzten Abend saßen wir vorm Computer und schauten via Live Streaming aus dem Internet dem Film "The Way" mit Martin Sheen. Dabei handelt es sich um diverse wahre Geschichten zum Camino de Santiago, die zu einer Filmgeschichte zusammengefasst wurden. Martin Sheen spielt einen Vater, dessen Sohn (gespielt von Emilio Estevez, Sheens leiblichen Sohn) am ersten Tag der Camino Wanderung ums Leben kommt. Vater fliegt nach Saint Jean Pied de Port, um seinen Sohn kremieren zu lassen und beschließt dann spontan sich den Rucksack seines Sohnes zu schnappen und an seiner Stelle den Camino zu laufen. Dabei trifft er auf andere Wanderer, die am Ende engste Freunde von ihm werden, und er verbreitet entlang der Strecke die Asche seines Sohnes.

Kirsten liefen wie immer mehrfach die Tränen und sie sagte nur beim Abspann zu Helen: You better make it! I'm not going to hike 2000km!

Am Montag, den 24. Juni hatte für Helen das Warten dann ein Ende. Kirsten brachte sie zum SeaBus. Im ströhmenden Regen (hoffentlich kein schlechtes Omen!) nahmen wir Abschied. Schnief! Na ja, wir werden beide in den nächsten Monaten sehr beschäftigt sein und die 3,5 Monate bis zu Helens Rückkehr am 15. Oktober nach Kanada vergehen hoffentlich wie im Flug. So lange waren wir noch nie getrennt!

Kirsten besuchte auf dem Weg ins Okanagan Valley noch Klaus und Joyce in Abbotsford für ein paar Stunden.