25.06.-13.10.2013: Okanagan

Klicken Sie auf ein Bild, um es größer anzuzeigen.

Während Helen also von Genf nach Santiago de Compostela zu Fuß unterwegs war (siehe Helens Camino 2013 Webseite), lag ich auch nicht gerade auf der faulen Haut. In einer Affenhitze verbrachte ich jeden Tag 10-11 Stunden auf dem Feld und verlor in kürzester Zeit doch das eine oder andere Pfund, dass ich mir über den Winter in Mexiko angefressen hatte.

Von Ende Juni bis Mitte Oktober sahen meine Tage eigentlich immer gleich aus. Morgens früh raus, abends früh ins Bett. Zwischendrin Kochen, Duschen, Wäsche waschen, Abwasch. Nichts besonderes.

Zum Glück bekam ich hin und wieder mal netten Besuch. Bob und Annette (wir kennen die beiden aus Mexiko) wohnen in Kelowna und fuhren an einem Sonntag 90 Minuten hin und 90 Minuten wieder zurück, nur um mich zu einem Mittagessen einzuladen. Ach, war das nett! Ingelore und Rolf waren mal wieder in Nordamerika mit ihrem MAN unterwegs und verbrachten Ende August 2 Tage neben mir. Wir hatten uns seit 6 Jahren nicht mehr gesehen und ich habe mich richtig gefreut mal wieder Deutsch reden zu können. Ingelore hat fürs Abendessen gesorgt und wie immer wurden Reisetipps und -erlebnisse ausgetauscht.

Ein paar kleinere Dramen gab es auch. Irgendwie ist mir unser Wohnmobilschlüssel in einem der Felder abhanden gekommen und ich musste erstmalig in Winnie einbrechen. Wie? Das will ich hier mal lieber nicht im Detail beschreiben, aber es war erstaunlich leicht und unkompliziert. Da müssen wir uns in der Zukunft wohl bessere Sicherheitsbedingungen einfallen lassen.

Dann wurde ich gleich dreimal von einer Wespe gestochen. Ich hatte mir morgens meine Shorts von der Wäscheleine geholt und zog sie mir über. Auf einmal spüre ich einen stechenden Schmerz in der rechten Leiste. Schnell die Hose wieder runter und gleich zwei Wespen fliegen aus der Hose. Die eine hat mich richtig gestochen, die andere zweimal ganz kurz. Zum Glück wurden keine wesentlichen Stellen in der selben Region geschädigt!

Ab Ende August gab es fast täglich Regen. Nervig! Und bereits Mitte September wurde es außergewöhnlich kalt. Am 22. September konnte man oben auf den Berggipfeln sogar schon den ersten Schnee sehen - vier Wochen früher, als im letzten Jahr! Das war wohl auch den Nagetieren zu kalt und eine klitzekleine Maus fand ihren Weg in den Winnie. Ich war abends am Lesen und sah aus dem Augenwinkel einen dunklen Schatten vorbeihuschen. Was war das? Maus sah mich und machte sich gleich auf den Rückzug. Ich sah noch den kleinen Schwanz neben der Toilette verschwinden und schwupps hatte sich die Kleine unter unseren Badezimmerschrank versteckt. Ich stopfte anschließend das Loch mit Plastiktüten zu und beschloss mich am nächsten Morgen um das Problem zu kümmern. Die Maus saß fest und ich konnte beruhigt ins Bett gehen.

Denkste! Am nächsten Morgen lagen neben dem Klo überall Plastikschnipsel. Die Maus hatte sich doch tatsächlich die ganze Nacht durch die Plastiktüten gefressen und war entkommen! Scheiße!

Zwei Nächte lang machte sie mir das Leben schwer. Mitten in der Nacht wachte ich von den Tapp-Tapp-Tapp Geräuschen auf. Die Kleine war auf Nahrungssuche und knabberte am dreckigen Geschirr in der Spüle herum. Ich musste also den Abwasch machen und habe gleich mal Staub gesaugt, in der Hoffnung, dass die Maus im Winnie verhungert.

In der dritten Nacht lief sie mir dann über den Kopf. Ich könnte schwören, dass ich sie mit der Hand von meinem Kopf gewischt habe und verspüre noch heute das Samtartige Gefühl der Maushaare in meiner Handfläche. Aber ich wurde aus dem Tiefschlag gerissen und bin mir immer noch nicht ganz sicher, ob es nicht doch ein Alptraum war.

Es war klar, es musste was unternommen werden. Fangen lies sich die Kleine mit der Hand nicht und ohne Mausefalle bekomme ich sie aus dem Womo nicht raus. Also bin ich zum Hardware Store gefahren und habe zwei klassische Mausefallen gekauft. Die Instruktionen für die Falle waren so unmissverständlich, dass ich mir fast die Finger in der Falle eingeklemmt habe. Ich bekam den Tipp die Falle am Boden zu befestigen. Vorsichtshalber habe ich sie auf ein Stück Pappe geklebt, falls es blutig werden sollte.

Ich mache es kurz: 5 Nächte hat es gedauert, bis die Falle erfolgreich zuschnappte. Den Käse in der ersten Nacht wollte sich nicht, den Schinken in der zweiten Nacht schon gar nicht. Was Süßes musste her. Da ich keine Peanutbutter mag, gab es die in Winnie nicht. Dafür aber leckere Schokokekse - eines meiner Hauptnahrungsmittel hier! Die mochte Maus auch sehr gerne. Zwei Morgende lang war der Keks weg, aber die Mausefalle noch intakt. Häh? Da muss ich wohl was falsch machen. Ich befestigte dieses Mal den nächsten Keks oben auf der Falle und steckte ihn auf den entsprechenden Stöpsel.

Mitten in der Nacht wurde ich von lauten Geräuschen geweckt. Es regnete mal wieder in Strömen und ich dachte erst, dass es irgendwo in Winnie leckt. Noch im Halbschlaf checkte ich das Bett nach nassen Stellen, konnte aber nichts feststellen und nach ca. 15 Sekunden war auch das Geräusch weg. Zurück in den Tiefschlaf.

Am nächsten Morgen sah ich dann einen großen grauen Schatten unter dem Tisch. Und tatsächlich, die Maus lag tot in der Falle (siehe Fotos oben). Wahrscheinlich hatte sie noch versucht sich aus der Falle zu retten und die Geräusche, die ich nachts gehört habe, waren das Schaben ihrer Füße auf der Pappe. Ich möchte an dieser Stelle mal betonen, dass wir außer Mücken und No-seems grundsätzlich keine Tiere töten. Fliegen, Spinnen, Echsen usw. werden bei uns im Winnie mit einem Becher gefangen und dann draußen lebend wieder ausgesetzt. Mir war beim Anblick der toten Maus auch leicht übel, aber leider gab es keinen anderen Weg sie zu fangen. Wochen später entdeckte ich unter meinem Sitz dann auch ihr Nest. Einen runden Flauschball aus zerkautem Küchenpapier. Vermutlich war sie schwanger und ich hätte mich über kurz oder lang auch über 5 oder 6 kleine graue Mäuse "freuen" können. Etwas makaber gab ich mir selbst den Spitznamen "Cookie-Killer-Kirsten"!

Natürlich habe ich Helen sehr vermisst. Keiner bringt mich so zum Lachen wie sie! Dennoch verging die Zeit unheimlich schnell. Eh ich mich versah, war es schon Oktober. Sam, eine andere Pickerin, kam abends häufiger mal rüber und wir schlangen nach dem anstrengenden Tag das Abendessen runter. Richtig gut haben wir es uns gehen lassen. Kalorien mussten her und nicht selten folgte nach einer großen Mahlzeit dann auch noch ein Stück Kuchen mit Schlagsahne. Lecker!

Am 14. Oktober fuhr ich dann bei strahlendem Sonnenschein wieder nach Vancouver und verbrachte eine Nacht bei Klaus und Joyce in Abbotsford. Pünktlich um 15 Uhr stand ich am nächsten Tag dann am Lonsdale Quay in North Vancouver, um Helen dort abzuholen. Die kam mit einer Stunde Verspätung dann auch erschöpft an. Wiedervereinigung in Kanada.