15.07.-12.12.2013: Okanagan - Greenwood - Butte - Salt Lake City - Overton Beach - Chandler

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Endlich wieder im Winnie!

Brian und Lily haben mich am Flughafen in Vancouver abgeholt und ich habe eine Nacht bei ihnen im Haus verbracht. Brian hat mich dann am nächsten Tag nach Aldergrove gefahren. Auf dem Weg haben wir noch schnell eine neue Starterbatterie für Winnie gekauft. Die alte war schon über vier Jahre alt und musste eh ausgewechselt werden.

Winnie ist scheinbar gut durch den Winter im ehemaligen Kuhstall gekommen. Mutterseelenalleine stand er zu dieser Jahreszeit in der Scheune. Von außen total verdreckt, aber drinnen war alles sauber und es haben auch keine Mäuse im Winnie überwintert. Wir bauten die neue Starterbatterie ein und er sprang ohne Probleme nach so langer Zeit an. Good old Winnie! Bless him!

Brian und ich sind dann anschließend noch in ein Café zum Mittagessen gegangen, bevor er wieder nach North Vancouver fuhr und ich mich in Richtung Okanagan Valley aufmachte. In Abbotsford habe ich dann noch schnell Propan und Benzin getankt. Anschließend hatte ich Probleme Winnie zu starten. Offensichtlich war die neue Batterie nicht geladen. Irgendwann sprang er dann aber doch wieder an und ich habe vorsichtshalber auf den Einkauf bei Walmart in Abbortsford verzichtet. Stattdessen bin ich erst einmal bis nach Chilliwack gefahren, damit sich die Batterie vorne etwas aufladen konnte.

Ich muss sagen, dass ich nach den vielen Monaten auf Achse die Ruhe und Entspannung in Winnie in vollen Zügen genossen habe. Zuhause ist es doch wirklich am schönsten! Endlich wieder im eigenen Bett schlafen, die eigene - SAUBERE! - Toilette benutzen und selbst kochen zu können ... was haben wir das in Asien vermisst!

Meine Seele hatte endlich Zeit ein wenig nachzudenken, zu reflektieren, zu philosophieren ... und sich häufig einfach auch nur bei guter Musik oder einem spannenden Kriminalroman zu entspannen. Tat gut!

Helen lief in der Zwischenzeit wieder einige Hundert Kilometer in Frankreich und anschließend Spanien herum und ihrem Körper und der Seele wird es ähnlich ergangen sein. Am 25. September waren wir drei - Helen, Winnie und ich - dann wieder vereint. Alles über Helens Camino 2014 könnt ihr HIER lesen.

Anfang Oktober standen wir dann 12 Tage lang auf einem kostenlosen Campingplatz in Greenwood. Wir mussten auf unseren neuen Registrierungssticker für Winnie warten, der per Post aus Kalifornien kam.

Der Grenzübergang bei Lainier (BC/Washington State) ging problemlos innerhalb von 30 Minuten vonstatten. Das ist ja immer so eine Sache, aber dieses Mal war es richtig lustig. Helen fährt an das Grenzhäuschen ran und hinterm Schalter sitzt eine Frau in unserem Alter. Oh, shit ... haben wir gedacht, schon wieder eine Frau! Die sind nämlich in der Regel schlimmer, als die Männer und müssen sich in ihrem Job immer dadurch beweisen, dass sie besonders unfreundlich sind. Aber wir wurden freundlich begrüßt. Die üblichen Fragen nach Obst und Gemüse, Zigaretten und Alkohol wurden von Helen kurz beantwortet und dann mussten wir Winnie an der Seite zur Inspektion parken.

Laut Bestimmungen hätten wir keine Tomaten und Paprikas mit über die Grenze bringen dürfen, aber da ich die extra noch in einer Vielzahl bei Wolfgang von Feld gepflückt hatte, machte Helen den Kommentar: "Oh, well. We should have eaten them."

Ich habe dann hinzugefügt, dass ich sie mit eigenen Händen bei unseren Freunden von deren "Little veggie patch" (das ist ja nur Fußballfeld groß!) gepflückt habe. Sie schaute mich an und meinte "Okay, I let you take them but don't tell anybody, okay?"

Dann hat sie Helen gefragt, wo unsere Ehemänner sind. Das hat uns bis dato noch nie jemand gefragt und wir waren etwas perplex, haben aber wahrheitsgemäß geantwortet, dass wir nicht verheiratet sind. Sie darauf hin "So, are you together?" Oha, dass ist in den USA ja so eine Fangfrage, die uns so an der Grenze auch noch nicht gestellt wurde. Helen zögerte eine Sekunden und sagten dann "Ähhh, yes!". Sie dann "So you are sisters!"

Da wir das häufiger gefragt werden, haben wir das natürlich gleich verneint und Helen wollte noch hinzufügen "Thank God, you didn't think we were mother and daughter!" (auch das nimmt man häufig zu Helens Ärgernis an! ;-)" Aber dazu kam Helen gar nicht, denn die Grenzbeamtin sah unsere Verwirrung und sagte dann "No, we are all Sisters!" und machte eine Kreisförmige Armbewegung, die uns alle drei einschloss.

Wir waren sprachlos! Das sich eine Amerikanerin als Lesbe outet, ist sehr sehr selten, und dann noch eine Grenzbeamtin, das war schon ein Hammer. Wir kamen uns natürlich auch etwas dämlich vor, dass wir gar nicht geschnallt haben, dass das Wort Sister hier lesbische Frauen bedeutet.

Drinnen wartete dann ihr Kollege mit den Papieren auf uns. Ein Mann kurz vor der Rente, der uns gleich auf fast perfektem Deutsch ansprach. 14 Jahre hat er in Deutschland auf den Ami-Militärbasen verbracht und offensichtlich war er ein Deutschlandfan. Theoretisch wären wir mit dem Papierkram in 5-10 Minuten durch gewesen, aber ich musste mich mit ihm erst einmal eine halbe Stunde lang über die Deutsche Einheit und so unterhalten.

So nett sind wir noch nie an der Grenze behandelt worden. Das Benzin war hier auch fast um einen Dollar pro Gallone weniger, als noch vor 16 Monaten. Das Wetter war auch nicht schlecht, die Herbstfarben leuchteten in voller Pracht. Welcome back to America!

In Butte, Montana flog uns Winnies Kühler am 23. Oktober um die Ohren. Zum Glück war der Motor noch kalt, wir kamen gerade von der Library und hinterließen direkt vor einem Walmart Parkplatz eine 250m lange Kühlwasserspur. In Sekunden war der gesamte Kühler leer und die Motortemperatur schnellte in die Höhe. Eine Garage lag zum Glück nur einen halben Block entfernt von Walmart und wir bekamen am nächsten Tag einen neuen Kühler, allerdings nicht in der selben Größe, wie wir ihn vorher hatten (Kosten: 370$).

Am nächsten Tag sind wir 200 Meilen gefahren. Temperaturanzeige war okay, aber die Überlaufflasche war nach 100 Meilen voll und gurgelte fröhlich vor sich hin. Ist aber nicht übergelaufen.

Wir haben alles abkühlen lassen und mussten einen Tag bei Walmart in Idaho Falls stehen, da zu starker Gegenwind zum Fahren war. Am nächsten Tag sind wir etwa 10 Meilen gefahren und obwohl Temperaturanzeige normal war, habe ich Helen gesagt, sie soll auf dem nächsten Rastplatz mal anhalten und wir schauen mal vorne nach. Ergebnis: Überlaufflasche übergelaufen, kein Wasser mehr im Kühlerkopf. Wir haben ein Problem! Zum Glück waren es nur 6 Meilen bis nach Blackfoot. Wir haben dort bei einem Walmart geparkt und Helen ist losgelaufen, um eine Garage zu suchen. Sie kam mit zwei Mechanikern zurück und die glaubten zunächst, es würde an der Kühlerkappe liegen. Die war nicht tief genug.

Dummerweise standen wir nachts direkt vor einem Rasensprinkler, der um 4.30 Uhr los ging und Winnie vorne komplett eingeduscht hat. Bei den Temperaturen (-5° C) fror natürlich alles und wir hatten morgens Eiszapfen überall.

Die beiden Mechaniker besorgten uns am nächsten Morgen die Kappe und brachten die zu uns bei Walmart. Wir haben anschließend eine Testfahrt gemacht und dieses Mal hat es keine 3.5 Meilen gebraucht und das Kühlwasser kaum aus der Überlaufflasche. Temperaturanzeige war dieses Mal sehr hoch und der Thermostat hatte sich nicht geöffnet. Vielleicht ist er nur eingefroren. Wir haben Winnie abkühlen lassen, Flüssigkeit aufgefüllt und sind nochmals auf eine Testfahrt gegangen. Gleiches Ergebnis. Wir also zur Werkstatt. Ein neuer Thermostat (Kosten: 120$) musste rein und die erste Testfahrt war okay. Keine weitere Überhitzung.

Aber keine 200 Meilen weiter überhitzten wir erneut in Salt Lake City. Irgendwo zwischendrin oder vielleicht auch schon vorher ist die Zylinderkopfdichtung kaputt gegangen.

Leider war unser Zylinderkopf nach bereits 3 Reparaturen nun zu dünn und konnte nicht mehr begradigt werden. Wir hatten die Wahl zwischen einem neuen Kopf (3000$ gesamt) oder einer komplett überholten Maschine (4000$ komplett). Eigentlich war Winnie das gar nicht mehr Wert, aber wir hatten keine Alternative. Auf die Schnelle fanden wir kein neues Womo. Ohne Maschine kamen wir nicht weit. Allein das Aus- und Einbauen der alten, oder das Abschleppen zum Schrottplatz mit anschließendem Hotel hätte uns locker 1000$ gekostet.

Und so entschieden wir uns für eine überarbeitete Maschine. Der Motorblock ist ein alter und überarbeitet (neue gibt es nicht mehr). Sämtliche Innereien wie Kolben usw. sind aber neu. Genauso wie der komplette Zylinderkopf. Immerhin bekommen wir drei Jahre Garantie darauf. Better the Devil you know! Und wir lieben Winnie ja auch. Wir sind auf der alten Maschine 180.000 Meilen (knapp 290.000km) gefahren und hoffen einfach mal, dass wir das mit der neuen Maschine auch wieder machen können.


Winnie bekommt einen neuen Motor in Salt Lake City.

Da wir schon einmal am Geldausgeben waren, haben wir gleich noch einmal auf die Kacke gehauen, wie man bei uns in Hamburg ja so schön sagt. Wir hatten uns im Internet nach Alternativen für Winnie umgeschaut und sind da auf dem Panamericana Forum auf ein ideales WoMo für Südamerika getroffen und haben uns ganz spontan für den Kauf entschieden.

Wir zahlen 4990 Euro dafür. Es ist ein Fiat Ducato 2.8L Turbo Diesel, mit einer sehr gut durchdachten Innenausstattung und allem Drum und Dran. Genau wie wir uns das vorgestellt haben. Baujahr 1999, alle entscheidenden Motorteile wurden 2013 und 14 neu eingebaut oder überholt, kaum Elektronik, pflegeleicht und angeblich eine der besten Maschinen, die in diesem Bereich je gebaut wurden. Das haben wir beim Winnie auch schon gehört, also warten wir da mal die Zukunft ab. Bei Übernahme hat das Fahrzeug ca. 210.000km auf dem Tacho. Die Besitzer sind Deutsche und verschiffen das Fahrzeug ab Januar nach Montevideo (Uruguay), reisen dann selbst 6 Monate in Südamerika damit und ab August 2015 könnten wir es dann übernehmen. Helen wird rechtzeitig nach Montevideo fliegen, ich komme dann im Oktober nach.

Der Ausbau gefällt uns. Das Fahrzeug kommt mit einer Gasheizung, Solarzelle, Gaskocher, reichlich Wassertanks mit Pumpsystem und Außendusche, PottaPorti, Campingmöbel und Kochgeschirr. Der Dieselverbrauch bewegt sich zwischen 9 und 10 Liter pro 100 Kilometer (bei Tempo 110/120).

Wir freuen uns auf unser zweites Zuhause und werden die Winter von nun an in Südamerika (dort ist dann ja Sommer!) und die Sommer in Nordamerika verbringen. Wir werden ihn Winnietwo aka Winnetou nennen.

Die Motorreparatur in Salt Lake City dauerte insgesamt 15 Tage (30.10.-13.11.14). Ohne Maschine standen wir direkt neben dem Napa Autocare Center. Die Temperaturen waren winterlich und nachts um den Gefrierpunkt herum. Zum Glück konnten wir uns in der Garage mit unserem Stromkabel einstöpeln, um die Elektroheizung, den Kühlschrank und den Computer rund um die Uhr laufen lassen zu können. Wir hatten sogar Internetempfang im Winnie. Alles im Allem machten wir gute Miene zum bösen Spiel. Was soll man in solchen Momenten auch machen. Klar, 5000 US$ für alle neuen Reparaturen zusammen ist kein Pappenstiel, aber am Ende lohnt es sich alleine schon wieder für die nächsten 6 Monate in Mexiko. Alles in allem (Anschaffung, sämtliche Reparaturen und normale Instandhaltung) hat Winnie uns in den letzten 11 Jahren etwas über 7US$ pro Tag im Durchschnitt gekostet. Ganz ehrlich, dafür bekommt du nirgendwo eine Unterkunft und ein Fortbewegungsmittel!

Winnies neue Maschine lief gut. Wir haben ein paar Testfahrten in Salt Lake City gemacht und der Schnee saß uns schon hinten auf der Stoßstange. Zeit gen Süden zu fahren! Ursprünglich wollten wir eigentlich am 16. November bereits in Phoenix sein, da unsere Freundin Beth ihren zweiten Ironman hatte. Aber das schafften wir durch Winnies Maschinenschaden nicht. Wir waren trotzdem rechtzeitig für Thanksgiving da.

Beth hat uns direkt nach Thanksgiving mit in die Berge genommen. Seit letztem Jahr haben Beth und Bill etwa 2 Stunden von Phoenix entfernt, eine Holzhütte. Zusammen mit Zula (einer Dobermann Hündin, die vor 4 Monaten aus dem Tierheim geholt wurde) haben wir vier Weibsbilder uns wunderbar 24 Stunden lang entspannt.

Beth arbeitet als Übersetzerin für Gehörlose und während wir da waren, musste sie ein Theaterstück interpretieren. Wir waren bei einer der Aufführungen dabei und es war faszinierend zu sehen, wie Beth und ihre Kollegin das Stück mit dem Rücken zur Bühne für das Publikum per Zeichensprache interpretierten. Ich habe mir anschließend gleich ein paar eBooks zur Amerikanischen Zeichensprache runter geladen. Helen meinte, ich sollte doch bitte erst einmal fließend Spanisch lernen. ;-)

Wir haben in Phoenix extra mal für 20 $ einen Abgastest machen lassen und lagen voll im grünen Bereich. Allerdings stellte sich nach gut 900 Meilen mit der neuen Maschine so ein komisches Geräusch vorne rechts am Reifen ein, immer wenn wir auf die Bremse traten, und wurde von Minute zu Minute schlimmer. Es stellte sich heraus, dass der Mechaniker beim Einbau der neuen Maschine aus irgendeinem Grund die beiden Bolzen, die das Fahrgestell zusammen halten, gelockert hat. Ob er unsere Reifen neu justieren wollte oder an irgend etwas ran musste, wissen wir nicht. Aber er hat offensichtlich vergessen die Bolzen wieder anzuziehen. Wir hätten durchaus auf der Autobahn oder im Stadtverkehr von Phoenix mit einer gebrochenen Achse liegen bleiben oder eine fette Bauchlandung machen können. Zum Glück hörten wir das Geräusch, ansonsten hätten wir das nicht einmal bemerkt.

Am 9. Dezember waren wir zusammen mit Beth beim Melissa Etheridge Konzert in Mesa. Wir hatten die billigsten Karten (60$) gekauft, und wären in der vorletzten Reihe im 4ten Stock gewesen. Wir machen das immer so, da wir bis dato bei jedem Melissa Konzert abgegraded wurden und das war auch dieses Mal der Fall. Wir bekamen Karten fürs Parkett. Das Konzert in Mesa war bei weitem nicht ausverkauft (enttäuschende 800-1000 Zuschauer) und so sind wir gleich nach dem Konzertbeginn weiter vorgerückt. Am Ende standen wir direkt vor der Bühne und Melissa hat uns alle drei abgeklatscht!!! Helen hat anschließend einen Indianerschrei losgelassen ... "I got touched by MELISSAAAAAAA!". Beth und ich haben uns totgelacht. Sie hat sich seit dem aber schon wieder die Hände gewaschen.


Melissa Etheridge Konzert in Mesa - Teil 1

Das Publikum war unter aller Sau. Von wegen 3000 fette Lesben wie 2006 in Denver ... statt dessen Oldies - 60 und aufwärts. So gar nicht das typische Melissa Publikum und den Arsch haben die nicht hoch gekriegt. Bis auf ein paar Frauen in den ersten beiden Reihen und uns drei "Jungspunden" hat keiner mitgesungen oder getanzt!

Leider war der Sound auch nicht so super. Man konnte Melissa hinten kaum verstehen. Das hatten wir noch nie bei einem ihrer Konzerte. Schade, denn sie war echt gut drauf!


Melissa Etheridge Konzert in Mesa - Teil 2

Am 12. Dezember sind wir dann in Nogales über die Grenze nach Mexiko gefahren.