13.12.2014-30.04.2015: San Carlos

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Viva Mexico! Da sind wir wieder, aber wohl zum letzten Mal. Schnief!

Kurz vor Hermosillo hat uns die Polizei mal kurz gestoppt und wollte uns wegen eines angeblich übersehenden Stopp-Schildes Geld abknöpfen. Reine Schikane! Wir sprechen, wie immer, wenn wir auf die Polizei treffen, Null Spanisch und das macht es für die Herren sehr kompliziert, sich mit uns zu verständigen. Wir haben das alles erst einmal total ignoriert und sind einfach weiter gefahren. Keine 200m weiter hat uns die Polizei im Auto überholt und sich quer vor uns gestellt.

Am Ende waren wir von fünf Beamten mit Maschinengewehren umzingelt. Man wollte unsere Führerscheine sehen. Wir geben so etwas grundsätzlich nicht raus und ich habe erst einmal per Zeichensprache nach ihren Polizeiausweisen gefragt und da bekommen die das schon mit der Angst. Nebenbei haben wir uns im Auto sitzend die Nummernschilder der Polizeiautos notiert und wir sahen schon, dass sie merkten, dass sie aus uns nicht so einfach Kohle heraus pressen können.

Einer der Beamten wurde dann etwas freundlicher und versuchte uns im gebrochenen Englisch zu erklären, dass er kein Englisch kann. Dann griff er zu seinem Telefon und rief seinen Vater in den USA an. Dieser hat dann mit Helen telefoniert und noch einmal die Sachlage auf Englisch erklärt. Helen hat ihm cool geantwortet, dass sie als pensionierte Polizistin schon weiß, wie eine Stopp-Schild aussieht und das wir keinen Fehler gemacht haben, sondern das die Polizisten nur Geld von uns erpressen wollen, wir aber in keinem Fall bezahlen werden.

Vater sprach anschließend mit Sohnemann, der sich dann ganz lieb bei uns entschuldigte und wir durften ohne Probleme weiterfahren. Die wollten ihren Job nicht verlieren. Wir sind da immer total cool, ärgern uns aber dann doch darüber, denn Mexiko braucht neben all den Schwierigkeiten, die es im Moment hier gibt, solche Maßnahmen zum endgültigen Vergraulen von Touristen wirklich nicht.

4,5 Monate haben wir dieses mal ganz entspannt am kostenlosen Strand von San Carlos gestanden. Die Delphine zogen täglich an uns vorbei, die Tage waren angenehm warm, die Nächte kühl. Herrlich! Ein echtes Paradies! Nach unserer Asien Tour brauchten wir einfach ein wenig Ruhe. Wir waren Monate hinterher mit unseren Webseiten. Wann immer wir Lust und die Energie dafür hatten, haben wir geschrieben, Fotos bearbeitet und Videos geschnitten. Manchmal fragen wir uns, warum wir diesen Aufwand eigentlich noch betreiben, aber dann stellen wir immer wieder fest, dass es auch irgendwie gut ist, wenn man im Nachhinein noch mal in aller Ruhe das Erlebte nachlesen, reflektieren und erneut ins Bewusstsein bringen kann.

Mit unserem WiFi Booster konnten wir hier auch die ganze Zeit eine relativ gute Internetverbindung genießen. Wir haben uns extra direkt neben die Ferienhäuser hier am Strand gestellt. Das sorgte nebenbei auch für Sicherheit, denn die Feriengäste konnten uns von ihren Balkonen aus beobachten. Weiter hinten am Strand stand ein Kanadisches Paar. Sie waren schon seit November hier und an einem Sonntag, während sie in der Kirche waren, ist man in ihr Wohnmobil eingebrochen und hat sämtliche elektronische Artikel geklaut. Auf so etwas hatten wir natürlich keine Lust und so sind wir trotz der Nähe zu den Ferienhäusern lieber getrennt am Strand spazieren gegangen. Einer von uns blieb immer beim Winnie. Sicher ist sicher!

Dank der guten Internetverbindung konnten wir viele Fußballspiele - Bundesliga, Champions League, Europa League - live gucken. Allerdings sorgten die Spiele unseres Lieblingsvereins Hamburger SV häufig für Depressionen bei uns. Seufz! Nebenbei haben wir im Sitzen mit unseren neu-gekauften Fitnessbändern Sport getrieben. Nix mit Couch Potato!

Ich hatte mir fürs neue Jahr vorgenommen fit zu bleiben. Fast täglich zog ich mein 90-120 Minuten Fitnessprogramm durch. 35 Minuten Spaziergang am Strand. 25 Minuten Arm- und Rückenmuskelübungen mit dem Fitnessband, zwischendrin Beine trainieren (eine alte Kiste diente als Stepper) und Liegestützen auf Winnies Motorhaube. Das war nur das Aufwärmprogramm. Es folgte Joggen für 20 Minuten (geschätzte 3,5km) und dann 25 Minuten Bauchmuskelübungen im Winnie (draußen schwirrten zu der Zeit dann schon die Mücken. Zum Verrücktwerden!). Helen lief jeden Abend 75 Minuten oberhalb vom Strand - etwa 5km im Stechmarsch. Trotzdem nahmen wir beide ein wenig zu. Wir nennen das schon seit Jahren den "Mexiko-Schwabbelbauch"! Muss an den guten Weizentortillas hier liegen. Die werden hier im Schmalz gefertigt. So richtig was für die schlanke Linie ...

Langeweile kam bei uns nicht auf. Wir hatten endlich die Zeit in aller Ruhe viele unserer eBooks zu lesen. Ich sammelte nebenbei Informationen zu Südamerika, um eine Reiseplanung für den nächsten Winter schon mal anzufangen. Unsere Freunde Andrew und Rosemary waren ebenfalls in San Carlos. Sie waren bis Anfang April in einem Ferienappartement am anderen Ende des Strandes. Die beiden hatten uns am 24. Dezember dann auch zum Weihnachtsessen eingeladen. Der Rinderbraten mit Kartoffelbrei, Karotten in einer Meerrettichsoße und Sülze war sehr lecker. Wir haben den Nachtisch beigesteuert - Pekan Pie mit frisch geschlagener Sahne. Alles sehr lecker!

Helen, Rosemary und Andrew holten am Nachmittag ihre Instrumente raus und versuchten sich an Weihnachtsliedern. Nicht ganz einfach, da Rosemary auf der Klarinette alles einen Ton tiefer spielte, als Helen auf der Querflöte und Andrew auf der Geige. Beide mussten im Kopf die Noten für sich in der neuen Tonlage anpassen. Da Helen seit langem nicht mehr auf der Querflöte geübt hatte, kam nicht wirklich was Weihnachtliches zusammen, aber Spaß hat es trotzdem gemacht. Abends gab es dann direkt in der Bucht eine Bootsparade. Etwa 20 Segler, Motorboote und Katamarane waren mit Weihnachtslichtern geschmückt und fuhren den Strand rauf und runter. Hier das Video dazu:


Weihnachten in San Carlos

Anfang Januar kamen Brian und Lily, unsere Freunde aus North Vancouver, und ein paar Tage später Phyllis und Russ, unsere Freunde aus Portland, nach San Carlos. Sie campten alle im Totonaka RV Park, bevor sie jeweils weiter südlich in Mexiko längere Zeit verbrachten.

Apropos Totonaka RV Park ... unser Toilettentank hält gut eine Woche, dann muss er entleert werden. Viele Camper machen das hier einfach mitten in der Lagunenlandschaft, aber das ist nicht so unser Ding. Fäkalien sollte man nicht in der Nähe von Wasser entsorgen, das Grundwasser könnte kontaminiert werden. Der Totonaka ist der noch einzig aktive Campingplatz in San Carlos, die wollten aber von uns 26US$ zum Dumpen haben. Das ist der Preis für eine Übernachtung hier und das wollten wir natürlich nicht bezahlen. Nebenan gibt es denn ehemaligen Tetakawi Campingplatz. Hier steht heute das Best Western Hotel und der ehemalige RV Park im Hinterhof wird nach und nach plattgemacht. Da wir nicht vorhatten, auf einem Platz zu stehen, sondern nur eine Drainage zum Dumpen und einen Wasserhahn zum Auffüllen der Flaschen und des Tanks brauchten, fragten wir einfach mal freundlich an. Hier kommt uns wieder zugute, dass wir genügend Spanisch sprechen. Das kommt bei den Mexikanern immer gut an und so kam es, dass wir für 60 Pesos (etwa 4€/4US$) dumpen durften. Nebenbei haben wir schnell noch die Handwäsche von unseren Sportklamotten gemacht. Kostenloses Stehen am Strand und einmal die Woche für 4$ entsorgen. Ideal!

Phyllis und Russ nahmen uns am 23. Januar zur Perlenzuchtstation in Guaymas (http://www.perlas.com.mx/en/) mit. Wir hatten vorher noch nie was davon gehört, obwohl wir schon seit Jahren nach San Carlos/Guaymas kommen. Sie ist die einzige Perlenzuchtstation in ganz Nord-, Mittel- und Südamerika.

Die einstündige und kostenlose Tour haben wir mit einem der drei Hauptbesitzer gemacht. Er sprach super Englisch und hat das sehr informativ, lustig und anschaulich gemacht. Vor über 20 Jahren waren er und seine beiden Geschäftspartner Studenten an der hiesigen Universität in Guaymas und ihr Abschlussprojekt war eine These zur Menschen-gesteuerten Züchtung von Austernperlen. Das hatte es bis dato noch nicht gegeben und die Professoren waren mehr als skeptisch, dass sich die Theorie tatsächlich in der Praxis bewähren würde. Sie bekamen alle nur ein C Minus. Das war Ansporn genug für die drei nach der Uni das Projekt in die Realität umzusetzen. Sechs Jahre lang haben sie vieles ausprobiert, das meiste davon wieder in die Tonne getreten, heute ist diese Perlenzuchtstation allerdings profitabel und produziert 4000 hochwertige Perlen pro Jahr. Die Basis ist die Regenbogen-Auster, die den Perlen ihre Regenbogen-Farben gibt. Sie war bereits in der Sea of Cortez ausgestorben, wurde aber von den Dreien wieder angesiedelt. Die Perlen werden weltweit verkauft. Hauptabnahmeländer sind Dänemark, die USA und Australien.

Wir hatten vorab ein kleines Einführungsvideo im Verkaufsraum gesehen. Hier konnte man auch schönen Perlenschmuck kaufen, den wir uns aber nicht leisten wollten.


Perlenzuchtstation in Guaymas

Anschließend haben Phyllis und Russ uns noch die Elefanten Kakteen nahe Empalme gezeigt. Sie sind riesig und wachsen nur an wenigen Orten in der Welt.

Ende Januar hatten wir ein paar sehr bedeckte Tage - oh, oh, unsere Solarzelle bekam nicht allzu viel Sonne zur Stromerzeugung und wir mussten unsere Videoabende ein wenig einschränken. Seitdem wir hier in San Carlos waren, schauten wir fast jeden Abend die Action-Serie 24 mit Kiefer Sutherland. Die Serien 1 bis 4 kannten wir schon, aber da es schon ewig her war, dass wir sie zuletzt gesehen hatten, zogen wir uns die 4 x 24 Stunden nochmals rein, bevor wir die für uns neuen Serien 5 bis 8 anschauten. Zusammen mit Andrew und Rosemary hatten wir uns in Phoenix eingedeckt und waren gleichzeitig am Gucken. Helen zog sich dann auch noch Downton Abbey rein, eine Englische Serie.

Ein Sturmtief ergoss sich über San Carlos und überschwemmte unseren Stellplatz am Strand. Wir waren von großen Pfützen umgeben und konnten ein paar Tage nicht nach San Carlos oder Guaymas fahren, da der Boden extrem matschig und rutschig war. Dafür hatten wir aber jeden Abend fantastische Sonnenuntergänge. Blutrot!

Obwohl noch nicht alles abgetrocknet war, wagten wir die Fahrt nach Guaymas. Uns war das Propangas ausgegangen. Oh, oh, nichts mit kaltem Kühlschrank, Essen kochen und einer Million Tassen Tee pro Tag für Helen. Helen beschloss außerdem hier zum Zahnarzt zu gehen. Ihr war auf dem Camino eine Kappe abgefallen und musste erneuert werden. Wir hatten uns in San Carlos schon bei den Zahnärzten umgeschaut, aber die waren schweineteuer. Fast Amerikanische Preise. In Guaymas lagen die Preise bei der Hälfte und wurden auch nicht in US Dollar sondern in Pesos angegeben.

Das Untersuchungsergebnis war dann folgendes bei Helen: ein Zahn mit Loch, ein Zahn mit neuer Porzellankappe, ein Zahn total verrottet mit Wurzelbehandlung und Krone. Helen hat super weiche Zähne und eigentlich immer eine Baustelle im Mund. Die Ärmste! Na ja, sie war dann sechs Wochen in Behandlung, aber das Ergebnis war am Ende sehr gut. Die Zahnärzte hier in Mexiko sind wirklich gut und sehr modern ausgerüstet. Ich habe mir meine Zähne auch gleich mal wieder gründlich reinigen lassen. Ansonsten war bei mir nichts. Puh!

Es gab ein paar Geburtstage zu feiern. Andrews 78igster war genau eine Woche vor meinem und wir sind mit einer großen Runde in das Pilar Restaurant hier am Strand gegangen. BBQ Rippen, Backkartoffeln, Salate, Reis und kostenlose Margaritas sorgten für eine gute Stimmung. Ich hatte mir zur Feier des Tages tatsächlich mal ein Kleid angezogen!

Meinen eigenen Geburtstag (49) haben wir dann ganz ruhig zu zweit gefeiert. Wir sind ins Kino in Guaymas gegangen und haben uns Fifty Shades of Grey angeschaut. Ich hatte gerade erst alle drei Bücher gelesen und war gespannt auf den Film. Gut gemacht! Anschließend haben wir uns bei Burger King ein riesiges Familien-Menü reingezogen. Wir gehen ja selten Fastfood essen, aber wir hatten beide keine Lust zum kochen und ab und zu kann man das schon mal machen, oder?

Ich habe mir dann selbst noch ein Geburtstagsgeschenk gekauft. Während meiner Vorbereitung zu Südamerika war ich auf eine holländische Webseite gestoßen. Hier empfahlen zwei sehr erfahrene Wohnmobilbesitzer einen bestimmten Schnellkochtopf. Es ist ein 3 Liter Hawkins Futura - ein indisches Produkt - und der einzige Schnellkochtopf der Welt, der im Museum für zeitgenössische Kunst in New York City ausgestellt ist. Das Design ist einmalig.

Mir war bis dato ein Schnellkochtopf immer etwas unheimlich. Man hat da irgendwie automatisch die Visionen von explodierten Nudeln an der Decke im Kopf. Aber die beiden Holländer hatten starke Argumente für den Einsatz dieses Kochtopfes. Weniger Wasser, kürzere Kochzeiten (also weniger Propanverbrauch) und vorallem Kochen in Hochlagen wie das Altiplano. Bei 4000m dauert es sehr lange, bis Wasser in einem normalen Topf anfängt zu kochen. In einem Schnellkochtopf wird aber künstlich ein höherer Druck erzeugt, der unabhängig von der jeweiligen Höhe funktioniert. Das überzeugte mich! Wir hatten auch schon von anderen Wohnmobilbesitzern gehört, dass sie sehr häufig einen Schnellkochtopf einsetzen.

Ich bestellte mir einen über Amazon.com und lies ihn zu unseren Freunden Beth und Bill nach Chandler liefern. Die beiden sind ein paar Tage später dann mit ihren Kindern nach San Carlos geflogen. Bill ist Pilot und sie kamen in einer kleinen Viersitzer-Maschine. Luftpost für Kirsten inklusive!

Unser allererstes Kochabenteuer mit dem Futura endete gleich mit angebranntem Essen! Man muss erst einmal ein Gefühl dafür bekommen, ab wann der Dampfdruck eigentlich optimal aufgebaut ist, bevor man die Flamme runter dreht. Wir hatten bei ersten Mal damit zu lange gewartet und prompt war das Wasser im Topf verdampft und unser Gemüse etwas angebrannt. Aber das ist uns bis heute nur das eine Mal passiert. Seitdem sind wir richtig gut und kochen fast täglich mit unserer neuen Errungenschaft. Richtig super ist der Schnellkochtopf zum Kochen von Suppen. Man schmeißt einfach alles rein, worauf man so Lust hat. Wasser und Gewürze gleich alles mit rein, dann Deckel drauf und keine 5-7 Minuten später ist die Suppe schon fertig und muss nur noch mit dem Rührstab cremig gerührt werden.

Linsen und Bohnen gehen auf super. Helen kauft sich seit Jahren Linsensuppe aus der Dose, denn wer kocht die Dinger schon stundenlang ein? Ich bin bis dato nie wirklich ein Fan von Linsensuppe gewesen, habe die dann aber gleich mal im Schnellkochtopf ausprobiert. Man bekommt hier ohne Probleme sehr günstig getrocknete Linsen und Bohnen jeglicher Art. Zusammen mit angebratenen Zwiebeln und Speck, Knoblauch, Wurzeln und ein bisschen Brühe ist die Linsensuppe in einer halben Stunde fertig. Und was soll ich sagen ... ich LIEBE Linsensuppe! Echt köstlich!

Die Pintobohnen verarbeite ich zu Frijoles, eine Mexikanische Spezialität, die man wunderbar zu Tortillas mit Rührei essen kann. Super gesund, viele Ballaststoffe - was sich gleich auf dem Klo bemerkbar macht! ;-) - und sehr preisgünstig. Die Bohnen weiche ich allerdings über Nacht in Wasser ein bevor ich sie 25 Minuten lang im Schnellkochtopf koche. In Südamerika werde ich viel mit Quinoa machen. Das kommt daher und wird dort wesentlich günstiger sein, als hier in Nordamerika. Unser Speiseplan hat sich schon jetzt durch den Schnellkochtopf um viele Köstlichkeiten erweitert und wir sind ständig am Ausprobieren von neuen Sachen.

Was ganz neues für uns war auch Pickleball. Rosemary lud uns Ende März zum Spielen ein, da ihr die anderen Mitspieler abhanden gekommen war. Pickleball ist eine Art Tennis, wird aber auf einem wesentlich kleineren Platz gespielt. Schläger und Ball sind aus Plastik und leicht. Wir kannten diese Sportart bis dato noch nicht, waren aber gleich von Anfang an begeistert. Helen brauchte als ehemalige Badminton- und Squashspielerin keine fünf Minuten und hatte den Aufschlag und die Grundschläge gleich drauf. Meine Rückhand lies zu wünschen übrig. Irgendwie kann ich die besser Beidhändig als Einhändig. Jedenfalls waren wir schnell ernsthafte Doppelgegner für die eingefleischten Pickleball Spieler hier in San Carlos. Okay, die Damen waren auch alle locker 20 Jahre älter als wir ...

Wir kamen jedenfalls in den jeweils zwei Stunden gut ins Schwitzen und hatten nach dem ersten Mal auch Muskelkater im Allerwertesten und in den Oberschenkel. Man muss teilweise doch ganz tief runter, um die Bälle kurz hinter der Netzkante zu bekommen. Wenn die anderen mal eine Sitzpause brauchten, spielten wir beide gegeneinander. Und Bullterrier Helen spielte sehr gemein!!!! Lang, kurz, lang, über Kopf vor die Füße ... hetz, hetz dem Ball hinterher! Schnauf, schnauf! Aber ich konnte mithalten und die Satzergebnisse waren immer sehr knapp. ;-)

Kurz vor Ostern reisten Andrew und Rosemary dann ab und fuhren nach Phoenix zu Beth. Rosemary hat genau wie Helen am 10. April Geburtstag und war von ein paar Freundinnen in ein Luxus-Spa nach Tucson eingeladen worden. Das konnte ich Helen natürlich nicht bieten. Aber sie war trotzdem happy über den von mir selbstgemachten Käsekuchen und das Abendessen: Frikadellen á la Agnes und meine weltberühmten Bratkartoffeln. Helens Lieblingsessen. Ein paar Tage vorher hatte ich ihr schon die Haare geschnitten (ich bin leicht mit der Schere abgerutscht und das Ohr hat ein wenig geblutet. Oooops!) und es folgte eine Pediküre, bei der ich ihr aus Versehen mit dem Hobel zu viel Haut am großen Onkel abschabte. Blutete wie Sau und Madame was soooo NOT amused! Kein Luxus-Spa für Helen, aber dafür alles kostenlos!

Ostern war im Vergleich zu dem, was wir sonst so aus Teacapan oder Rincón kennen, eher ruhig am Strand. Es war ein sehr bewölktes Wochenende und das hat wohl viele Mexikaner vom Strandbesuch abgehalten. Wir hatten befürchtet, dass Winnie total eingeparkt wird, aber dem war nicht so. Ertrunken ist hier zum Glück dieses Mal keiner, dennoch wurden wir Montagmorgen von einem Hubschrauber geweckt, der im Tiefflug über Winnie hin und her flog. Abends fuhren dann gleich fünf Polizeiautos im Dunkeln vor und untersuchten den Strand nahe unseres Stellplatzes. Wir hatten keine Ahnung, was los war. Am Dienstag kam dann mittags noch mal die Polizei bei uns vorbei und fragte nach, ob wir am Sonntagabend einen Streit zwischen Mexikanern mitbekommen hatten. Außer lauter Musik hatten wir aber nichts bemerkt. Wir erfuhren ein paar Tage später, dass ein junger Mann tot nahe der Straße gefunden worden war. Es soll wohl Selbstmord gewesen sein. Hmmmm ... nicht schön, aber wir mussten uns um unsere Sicherheit jedenfalls keine Sorgen machen, denn inzwischen standen wir fast alleine am Strand. Es war nur noch ein anderer Camper dort, der sich auch direkt neben die Ferienwohnungen stellte.

Da Reparaturen an Autos in Mexiko wesentlich günstiger sind, als in den USA, bekam Winnie in Guaymas vorne noch neue Stoßdämpfer. Die alten funktionierten überhaupt nicht mehr und wir hüpften wie ein Kangeroo über die Topes hier - vermutlich waren es noch die Originalen von 1986! Wir haben jedenfalls in den letzten 11,5 Jahren keine Stoßdämpfer eingebaut! Bei Autozone kauften wir die Stoßdampfer für 55US$ und ließen sie dann bei Tyre Express für 30US$ einbauen. In den USA hätten wir alleine schon 80-100 US$ für die Arbeitsleistung bezahlt. Jetzt fährt Winnie wieder wie an der Schnur gezogen und wir beißen uns auch nicht mehr bei den Topes auf die Zunge!

Ursprünglich hatten wir eigentlich vor kurz nach Ostern wieder in die USA zu fahren, denn normalerweise wird es hier in Mexiko dann so heiß, dass man es nicht mehr aushält. Aber dieses Jahr war das anders. Wir hatten erneut eine kurze Schlechtwetterfront, die Abkühlung brachte. Anschließend waren es angenehme 26°C im Schatten mit einer netten Brise. Da wir immer noch nicht ganz mit dem Schreiben unserer Webseiten fertig waren, verlängerten wir unseren San Carlos Urlaub noch ein wenig und fuhren erst Ende April zurück in die USA.

Mexiko, wir werden dich vermissen!